Ferdinand Schrey

* 19. Juli 1850 in Elberfeld     † 2. Oktober 1938 in Berlin

Ferdinand Schrey, geboren in Elberfeld als Sohn eines armen Lageristen, verlor früh seine Eltern und musste wegen Mittellosigkeit darauf verzichten, eine höhere Schule zu besuchen oder Lehrer zu werden. Mit 14 Jahren trat er - gegen seine Neigung - in ein Bankgeschäft in Elberfeld als Lehrling ein. Dauer der Lehrzeit damals: 4 Jahre. Intensives Selbststudium ermöglichte es ihm, nach der Lehrzeit einen Posten als Korrespondent in der deutschen, englischen und französischen Sprache zu übernehmen. Am Krieg 1870/71 nahm er als Freiwilliger teil. Danach war er sieben Jahre in einer Textilfabrik tätig. 1881 wurde er Teilhaber einer Barmer Knopffabrik; 1885 übernahm er den Vertrieb der Hammond-Schreibmaschinen. 1891 siedelte er nach Berlin über und widmete sich dort ausschließlich dem Schreibmaschinengeschäft.

Groß war sein stenografisches Interesse. 1874 trat er dem Gabelsbergerschen Verein in Elberfeld bei. Ein Jahr später wurde er zum Schriftführer des Rheinisch-Westfälischen Verbandes dieses Systems ernannt. Beachtlich waren seine Wettschreibfähigkeiten. 1875 konnte er den Sieg über den damals bedeutendsten Praktiker der Gabelsbergerschen Schule in der Rheinprovinz, Adolf Mann, davon tragen. Daneben studierte er eifrig andere Systeme, so konnte er bald das Stolze'sche und das englische System von Pitman praktisch handhaben. Aus diesen Studien gewann er die Überzeugung, dass eine Vereinfachung des Systemaufbaus nötig war. Im Jahre 1877 wurden die von ihm aufgestellten "Solinger Thesen" angenommen, die eine Teilung des Systems Gabelsberger in eine Korrespondenz- und Debattenschrift vorsahen. Da er jedoch mit weiteren Reformen im Gabelsberger'schen Lager auf lebhaften Widerspruch stieß, trat er 1887 zusammen mit Christian Johnen und Adolf Socin mit einem eigenen System an die Öffentlichkeit. Sein Name war "Vereinfachte Stenographie". Von der Gabelsberger'schen Schule endgültig losgesagt, konnte er durch rührige Werbetätigkeit seine Systemgemeinschaft innerhalb von 10 Jahren zur drittgrößten deutschen Stenographieschule emporbringen, bis sie sich 1897 mit der Stolze'schen und Velten'schen zum Einigungssystem Stolze-Schrey verschmolz. Mit der neuen Schrift "Stolze-Schrey" begann eine stenografische Blütezeit ohnegleichen.

In der Stolze-Schrey'schen Schule war Ferdinand Schrey Vorsitzender sowohl der Systemvertretung als auch des Ausschusses für das Kürzungswesen und des Ausschusses für Lehrerprüfungen. 1908 wurde er vom Verband Stolze-Schrey zum Ehrenmitglied ernannt.

In zahlreichen Veröffentlichungen wies er immer wieder auf die vielen Vorteile hin, die die Kurzschrift allen bei der Erledigung ihrer Schreibarbeit bot.